Text von Jörg Bertram

Wer Österreichs Hauptstadt abseits der ausgetretenen Touristenpfade entdecken will, kann dies auf geführten Touren tun, die selbst für Einheimische noch so manche Überraschung bereit­halten. Acht Trips für ­Gruftis, Grantler, Gin-Liebhaber und andere Wien-Genießer!

 

1. Ganz schön schiach

Die „Vienna Ugly“-Tour
And the winner is … Wer mit dem Engländer Eugene Quinn auf „Vienna Ugly“-Tour geht, lernt nicht nur die hässlichen Seiten (und Gebäude) der Stadt kennen, sondern darf auch noch darüber abstimmen! Zu den preisverdächtigen Stationen gehören beispielsweise der Firmensitz der Verlagsgruppe News („Sieht aus wie ein explodierendes Kebap“), das Strauss-Denkmal im Stadtpark („Super-Kitsch! Wie in diesen Gasthäusern, wo kleine Zwerge und Plastikblumen rumstehen“) oder das ungarische Kulturinstitut („Früher dachte ich immer, das sei eine ­Pizzeria“).

Mit ganz viel tiefschwarzem britisch-österreichischem Humor (ein perfekter Mix übrigens!) und mindestens genauso viel profundem Architekturwissen weist Quinn auf seiner etwa zweieinhalbstündigen Führung, die nur auf Englisch angeboten wird, auf Wiens skurrilste Bausünden hin und schafft so den perfekten Kontrast zu Hofburg-Herrlichkeit, Ringstraßenpalais-Pracht und Schönbrunn-Charme. Fazit: perfekt für Wiener Grantler, die noch dazulernen wollen und für Architekturinte­ressierte aus aller Welt!
Mehr Infos: spaceandplace.at

© Dimko Hubert

 

2. Schatzi, schenk mir ein Foto

Die Instant-Tour mit der Polaroid-Kamera
Ziemlich analog, ganz schön kreativ und ­extrem kultig: Die gute alte Polaroid hat nicht nur das Aufkommen der Digicams überlebt, sondern auch das neumodische Selfie-Sightseeing. Bester Beweis: die „Instant Tours“ der gleichnamigen Firma, die weltweit angeboten werden – von Santiago bis Salzburg und von Warschau über Washington bis Wien. Ausgestattet mit einer Vintage-Sofortbild­kamera – und dem dazugehörigen Film – geht es dabei auf Fototour durch die Stadt.

Zur Auswahl stehen vier verschiedene Routenoptionen: „Classic“ beinhaltet die gängigen Sehenswürdigkeiten wie Rathaus oder Parlament. „Urban“ startet am Spittelberg und endet im hippen 2. Bezirk. „Winter Classic“ widmet sich Wiens Weihnachtsmärkten. Und „­Family“ führt auf kindertauglichen Routen vom Volkstheater bis zur Hofburg. Wer sich am Ende der Tour gar nicht mehr von seiner Polaroidkamera trennen will, kann das gute Stück übrigens auch direkt erwerben. Und jetzt alle: „Schatzi, schenk mir ein Foto. Nur so ein Foto wünsch’ ich mir …“ Fazit: geeignet für alle, die sich von Wien ihr ganz eigenes Bild machen wollen …
Mehr Infos: instant.tours

 

3. Die im Dunkeln sieht man nicht …

Obdachlose zeigen ihr Wien
Wie lebt es sich in der „lebenswertesten“ Stadt der Welt, wenn man keinen festen Platz zum Leben hat, suchtkrank ist oder sein Heimatland verlassen musste? Bei den Shades Tours zeigen Obdachlose, ehemals Drogenabhängige und Flüchtlinge die Schattenseiten der Stadt. Miteinander sprechen statt übereinander reden und hinschauen statt weggucken ist auf diesen sehr persönlichen Stadtführungen angesagt. Zugegeben, das sind keine heiteren Spaziergänge, aber die Touren machen trotzdem Hoffnung.

Denn als Non-Profit-Organisation unterstützt Shades Tours seine Guides beim Ausstieg aus prekären Wohn- und Lebenssituationen sowie beim (Wieder-)Einstieg in die Arbeitswelt. Außerdem räumen sie mit Vorurteilen auf und regen vielleicht sogar zum sozialen Engagement an. Seit der Gründung 2015 hat Shades Tours mehr als 30.000 Einheimischen und Gästen das „andere“ Wien gezeigt – eine Erfolgsgeschichte, für die das Unternehmen bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Fazit: Stadtführungen, die „bewegen“ – und zwar nicht nur die Beine …
Mehr Infos: shades-tours.com

© Ludwig Schedl

 

4. Echt leiwand

Die Stadtführung für Piefke
„Was Deutschland und Österreich trennt, ist die gemeinsame Sprache“ hat Karl Kraus einmal gesagt. Recht hat er gehabt, der „oide Raunzer“, pardon, wir meinen natürlich der „alte Meckerer“. Bei der „Servus Piefke“-Stadttour geht es um die ewige Hassliebe der Österreicher zu ihren nördlichen Nachbarn und um die Frage, ob es bei all den Unterschieden nicht doch auch ein paar Gemeinsamkeiten gibt.

Außerdem erfährt der staunende Wiener – und der stolze Deutsche – welche vermeintlich „­typisch öster­reichischen“ Errungenschaften eigentlich aus Piefkinesien stammen und wie es denn nun wirklich mit der Nationalität von Mozart und so manch anderem Promi bestellt war (oder ist). Fazit: Ob „Wiener Würstchen“ oder „Frankfurter Würstl“ – bei dieser Tour bekommen alle ihr Fett ab …
Mehr Infos: touristguides-austria.at

© Peter Rigaud

 

5. Auf die Plätze, fertig, Wien!

Wienrunden für ganz schön Sportliche
Mit den Laufguides von „Go Running Tours Vienna“ lassen sich die vielen Attraktionen der österreichischen Hauptstadt auf die Schnelle entdecken – und das ist ganz wortwörtlich gemeint. Denn statt gemütlichem Schlendern ist hier gemeinsames Joggen ange­sagt! Zur Auswahl stehen insgesamt sechs Touren, die zwischen 5 und 20 Kilometer lang sind.

Je nach Lust, Laune und eigener Kondition geht’s dabei unter fach- und stadtkundiger Anleitung entweder kreuz und quer durch die City, rund um die Ringstraße, raus auf die Donauinsel oder mitten durch den Grünen Prater und andere Parks. Ein klein bisschen Kondition sollte man schon mitbringen – vor allem für die längeren Touren. Doch keine Angst, die Go-Running-Guides richten sich beim Tempo ganz nach ihren Gästen und legen auch schon mal ein Foto- oder Verschnaufpäuschen ein … Fazit: „Sightrunning“ vom Feinsten – vor allem für Geschäftsreisende geeignet, die ihren Morgen- oder Abendsport nicht nur im Hotel-Gym absolvieren wollen.
Mehr Infos: gorunningtours.com

© iStock

 

6. Auf ein Glaserl Gin in die Bim

Mit der Genuss-Tram um die Ringstraße
Gin ist derzeit ja in aller Munde – und in Wien sogar Thema einer eigenen Stadtrundfahrt! Mit der sogenannten „Genuss-Tram“ geht es in 1,5 bis 2 Stunden einmal rund um die Ringstraße. Mit dabei im historischen Straßenbahnwaggon: sechs Sorten Gin und jede Menge feines Fingerfood zum Verkosten. Als Gin- & Cityguide fungiert Florian Koller, einer der „Kesselbrüder“ und Gründer von WienGin sowie profunder Kenner sämtlicher Gins und Tonics dieser Welt. Darüber hinaus ist er aber auch ein fundierter Wienexperte, der die Geschichten hinter den Prachtfassaden der Ringstraße kennt.

Zu viel Information? Stattdessen kann man während der Fahrt auch einfach nur den coolen Loungeklängen lauschen und dem Klirren der Eiswürfel im eigenen Gin-Glas zuhören … Fazit: Endlich mal eine „Sauftour“ der stilvollen Art, bei der es am Ende sogar noch ein Gin-Kostprobenfläschchen gibt …
Mehr Infos: gtours.at

© iStock

 

7. Wien & Wein? Die Tour soll’s für mich sein!

Die versteckten ­Weinkeller der Stadt entdecken
Schon gewusst, dass Wien die einzige Hauptstadt der Welt ist, in der direkt im Stadtgebiet Wein angebaut wird? Und das sogar auf einer Fläche von rund 700 Hektar! Wer die edlen Tropfen verkosten möchte, muss dafür nicht unbedingt in Grinzing auf Heurigentour gehen oder durch die Stammersdorfer Kellergasse flanieren. Weinseeligkeit an wirklich außergewöhnlichen Orten wird auch bei der „Wiener Wein Tour“ des Anbie­ters „Culinary Sightseeing“ geboten.

Los geht’s in einem ganz besonders tief gelegenen Weinkeller unweit vom Stephansdom. Zweiter Stopp sind die geschichsträchtigen Katakomben vom Restaurant Ofenloch. Und zum dritten Mal stößt man dann in der „Winebank Wien“ an, deren exklusiver Keller sonst nur Mitgliedern offensteht. Fazit: Wer dem Wiener Wein und seiner langen Tradition schon immer mal auf den Grund gehen wollte, ist bei dieser Tour durch die geheimen und versteckten Keller der Stadt bestens aufgehoben!
Mehr Infos: culinarysightseeing.com

© Stefan Joham

 

8. Eine Führung zum Fürchten

Nachts über den Wiener Zentralfriedhof
Nichts für schwache Nerven: Bei dieser nächtlichen Führung werden Sie einen der größten Friedhöfe Europas mit ganz anderen Augen erleben – und außerdem jede Menge gruselige Geschichten hören. So erfahren sie beispielsweise, wie man die sogenannten „Wiedergänger“ für immer im Grab behält, wer kopflos im Ehrengrab liegt oder was bei einer Exhumierung so alles schiefgehen kann …

Hinweis: Diese Touren werden nur von Oktober bis Ende März angeboten – auch Tote wollen schließlich mal ihre Nachtruhe haben – und sind zumeist sehr schnell ausgebucht. Buchungen für 2019/20 werden bereits entgegengenommen.Fazit: Wer wissen will, warum der Tod ein Wiener sein muss und was „a schöne Leich“ ausmacht, sollte diese Tour unbedingt noch zu Lebzeiten buchen!
Mehr Infos: gabitours.at

© Stefan Diesner

 

Tolle Wien Touren und Erlebnisse finden Sie bei unseren Touren & Guides Partnern wie Wolfgang Auinger, Vienna Sightseeing, Viennatour.at, Fiaker Paul etc. https://erlebe-deine-hauptstadt.wien/erlebnisse/#touren-guides