Nichts ist so italienisch wie die Vespa – Leidenschaft auf zwei Rädern pur. Das Kultobjekt mehrerer Generationen nach Österreich brachte vor Jahrzehnten das heimische Familienunternehmen Faber, und damit gleichzeitig das Gefühl unbegrenzter Freiheit.
Eine Hommage von Klaus Peter Vollmann.
Mythos der Jugend. Kaum jemand, der in Erinnerungen an seine jüngeren Jahre schwelgt, wird dabei nicht auch von ihr schwärmen. Sie war für viele von uns der Anfang einer motorisierten Zukunft, das eingelöste Versprechen von Unabhängigkeit, der Stolz des Erwachsenwerdens. Die Vespa brachte uns verlässlich zum ersten Rendezvous, selbstbewusst in die Schule und samstags in die Discothek. Dafür wurde sie aufmerksam gepflegt, achtsam poliert und maßlos geliebt.
Wer, wie ich als Autor dieser kleinen Hommage, in den 80er Jahren jung war, musste jedenfalls eine haben. Egal, ob man als Popper mit grauer Flanellhose, Rautenpulli und Collegeschuhen unterwegs war, sich im grünen Parka den Mods zugehörig fühlte oder sich mit Sicherheitsnadel im Ohr als Punk gerierte: Die Vespa war über alle Jugendgruppen hinweg ein verbindendes Element. Und das damals schon seit vier Jahrzehnten! Denn die Ursprünge des kultigen Gefährts gehen auf das Jahr 1945 zurück. Es war ein sehr heißer Sommer, als Corradino d’Ascanio, Luftfahrtingenieur und bei Piaggio für die Projektierung und Konstruktion der ersten Helikopter zuständig, und sein Zeichner Mario d’Este über den Plänen der ersten Vespa brüteten.
Bellissimo. Filmfeschak Vittorio Gassman fuhr schon in den 50er Jahren begeistert Vespa.
Ironie der Geschichte: Corradino d’Ascanio konnte Motorräder überhaupt nicht leiden und hatte demnach auch keinen Bezug zu ihnen. Also stellte er sich, aufbauend auf seine langjährige Luftfahrterfahrung, ein Fahrzeug vor, das mit einem Stahlrahmen und einer Handschaltung ausgerüstet sein sollte. Vespa hat als einziger Roller eine selbsttragende Stahl-Karosserie. Das wirkt sich sehr fein auf den Glanz und die Langlebigkeit des Lackes aus. Das wiederum steigert den Wiederverkaufswert – neben der großen Nachfrage. 1946 kam die Vespa 98 mit ihrer mittlerweile legendären Einarmschwinge, der Vorderradaufhängung und der Triebsatzschwinge auf den Markt und revolutionierte diesen von Beginn an. Sie hatte drei Gänge, 3,5 PS, kostete 68.000 Lire und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h.
Vespa @ Cinecittà. Für das italienische Nationalheiligtum Gina Lollobrigida war es (schon damals) quasi Pflicht, Vespa zu fahren.
Damit ging die Intention, den Einwohnern Italiens nach dem Krieg die ersehnte Mobilität zu ermöglichen, voll auf – innerhalb eines Jahres wurden 18.000 Stück verkauft. Was nicht zuletzt auch am gelungenen Design lag, welches die Menschen bis heute begeistert. Corradino d’Ascanio selbst charakterisierte seine Erfindung dereinst so: „Das moderne Transportmittel mit der Popularität eines Fahrrads, der Leistung eines Motorrads, der Eleganz und dem Komfort eines Autos ist nun Realität.“Und obwohl er damals der bestbezahlte Mitarbeiter von Piaggio war, brachte ihm „seine“ Vespa übrigens keine großen Reichtümer ein.
Vom Band. Die Produktionsstätte in Pontedera, damals und heute.
Kulturelles Statement. Jugendlichkeit, Mode, Spaß, Freiheit, Lebensfreude. Das sind die Attribute, die man Vespa seit jeher zuschreibt. Gelungene Anzeigenmotive, welche die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen gekonnt inszenierten, trugen wesentlich zum positiven Image bei. Die Vespa ist ein industrielles Design-Kunstwerk und muss gesetzlich vor Plagiaten geschützt werden. Dies beschloss ein Gericht in Turin, das mit seinem Urteil erstmals dem Kultroller den Status eines Kunstwerks anerkannte. Dies gelte für alle Varianten der Vespa, die seit 1948 auf den Markt gekommen sind, beschlossen die Richter. Die Vespa wurde aber auch deshalb zur Stilikone, weil neben dem Design stets auch auf modernste Fertigungstechnologien Wert gelegt wurde. So überzeugen auch Modelle wie die Vespa Sprint, die Primavera oder die neu aufgelegte Vespa GTS und GTS Super mit zeitgemäßer Technologie,ohne das traditionelle Erbe der Marke zu vernachlässigen.
Mehr als 18 Millionen Roller wurden bis dato weltweit verkauft – Arbeiter und Ärzte, Rechtsanwälte und Beamte, Filmstars und Sportler fahren begeistert Vespa. Selbst der italienische Klerus gönnt sich diese Freiheit, weshalb die Vespa sogar eine Audienz beim Papst bekam.
Faszination Zweirad. In Österreich verdanken wir die Vespa dem 1948 gegründeten Unternehmen Faber. Josef Faber sen. war selbst aktiver wie erfolgreicher Motorrennsportler und gilt bis heute als Zweiradpionier. Anfänglich ein kleines Geschäft mit angeschlossener Werkstatt, entwickelte sich die Firma rasch zum Importspezialisten. 1964 übernahm Faber die Generalvertretung für Vespa, Piaggio und Gilera, womit eine lange österreichisch-italienische Freundschaft ihren prosperierenden Lauf nahm. Unter der Leitung der beiden Söhne Josef und Peter Faber wurde das Portfolio der Zwei- und Vierradprodukte ständig vergrößert und das italienische Lebensgefühl durch Moto Guzzi, Derbi und Scarabeo verstärkt.
Historisch. Die alte Werkstatt von Faber – damals noch in Wien-Ottakring und der vor kurzem neu eröffnete City-Store in der Wiener Praterstraße.
Soziale & fachliche Kompetenz. Als Marktgestalter auf dem heimischen Zweiradmarkt ist Faber wesentlicher Impulsgeber für Entwicklungen und Trends. Genauso wichtig sind dem Familienunternehmen aber auch soziale Werte, die nicht nur im Firmenalltag gelebt werden, sondern auch im Unternehmensleitbild verankert sind. Eine der wichtigsten Säulen für das Team ist demnach ein von Respekt, Menschlichkeit, Offenheit, Vertrauen und Wertschätzung getragenes Miteinander. Selbiges wird selbstverständlich auch den Kunden, Partnern und Lieferanten entgegengebracht.
Champion. Firmengründer Josef Faber sen. war ein sehr erfolgreicher Motorrennsportler.
Der Marktanteil von Faber am österreichischen Rollermarkt liegt momentan bei 40 Prozent. Ein solcher Erfolg lässt sich nur durch kompetente Beratung auf allen Ebenen und erstklassiges Service erzielen. Als Generalimporteur von Vespa, Piaggio, Gilera, Derbi und Moto Guzzi bietet Faber auch die größte Auswahl an Originalersatzteilen – nicht nur für alle aktuellen, sondern auch für ältere Modelle – an.
Erfolgreich. Heute führt Josef Faber – gemeinsam mit Bruder Peter – das Familienunternehmen. Auch er selbst ist ein begeisterter Vespista.
15.000 Teile sowie eine einzigartige Auswahl an Reifen der größten Hersteller lagern in den Magazinen und werden auf Bestellung auch an rund 200 Zweiradpartner österreichweit verschickt. Dank perfekter Online-Logistik können lagernde Teile innerhalb von 24 Stunden geliefert werden. Seit einigen Monaten besitzt Faber nunmehr auch eine „City“-Dependance, nämlich direkt im Stadtzentrum auf der Wiener Praterstraße 47, 1020. Für die abertausenden Kunden bedeutet dies in erster Linie, dass sie ab sofort noch weniger auf Spaß, Freiheit und Lebensfreude made in Italy verzichten müssen. Mille grazie!
Fotos Copyright Richard Schuster, Agnes Stadlmann, Faber, iStock by Getty Images, AKOSBURG, beigestellt.